Alexandra Lüthen
Literatur

Eimer-Erde, Zweiter Preis im Wettbewerb "Die Kunst der Einfachheit 2023", veröffentlicht in "Heimat", ISBN ISBN 978-3-00-078193-3


Eimer-Erde

„Was ist Eimer-Erde?“, wollte Flitzi wissen.

Flitzi heißt eigentlich Felizitas. Aber das konnte sie nicht gut sagen.
Jetzt heißt sie Flitzi.
„Los! Sag es mir! Was ist Eimer-Erde?
Und warum sollen wir Oma damit eingraben?“
Ich seufzte.
„Heimat-Erde. Oma meint Heimat-Erde. Und wir sollen sie nicht eingraben.
Wir sollen sie darin begraben. Wenn sie mal tot ist.“
„Stirbt Oma jetzt?“, fragte Flitzi.
„Nein“, sagte ich, „Also jedenfalls nicht sofort“
„Wenn Oma 100 ist?“, fragte Flitzi wieder.
„Vielleicht“, sagte ich.
Und dachte: Bis zur 100 ist es nicht mehr weit. Nur noch ein Jahr.
Oma ist 99. Eigentlich ist sie meine Ur-Oma.
Aber alle sagen weiter Oma.
„Wenn Oma tot ist“, sagte Flitzi, „Darf ich sie dann ein·graben?
Ich habe einen Eimer! Ich hole Eimer-Erde!“
„Heimat-Erde, Flitzi, Heimat-Erde! Und nein, du darfst Oma nicht eingraben.
Das macht dann ein Bestatter. Und wir gucken zu und sind traurig.
Aber jetzt noch nicht. Hast du ja gesehen. Oma ist noch topfit.
Das dauert noch mit dem Sterben.“
„Erst wenn sie 100 ist“, sagte Flitzi ernst, „Und dann komm ich mit meinem Eimer. Wirst schon sehen.“
„Okay“, sagte ich, „Das sehen wir dann. Aber jetzt gehen wir nach Hause.
Wink mal! Oma wartet schon.“
Flitzi winkte.
Oma stand nämlich am Fenster und winkte auch. Zum Abschied.
Oma hatte das immer schon gemacht. Mein ganzes Leben lang.
Ich winkte auch. Mehr als sonst. Bald ist sie 100, dachte ich.
Dann setzte ich Flitzi in den Fahrrad·sitz und wir fuhren nach Hause.
Wir wohnen nicht weit. Unser Dorf ist klein.
Aber immerhin:
Wir haben einen Super·markt, eine Kirche und eine Tank·stelle.
Die ist so billig, dass viele aus der Stadt zu uns zum Tanken kommen.
Die Tank·stelle ist der wichtigste Platz im Dorf. Hier treffen sich alle.
An der Tank·stelle hängt man so rum.
Dann kommt jemand und man ist nicht mehr alleine.
An der Tank·stelle passiert wirklich alles.
So habe ich auch Flitzis Vater kennen·gelernt. Das war vor 5 Jahren. Mauro. Ich war 17 und gerade mit der Schule fertig.
Deshalb hatte ich jede Menge Zeit.
Also habe ich bei der Tank·stelle gejobbt. Kasse und Wasch·anlage.
Es war Sommer und ich wollte ein bisschen Geld verdienen.
Mauro kam aus der Stadt.
Er musste die Dienst·wagen von seiner Firma tanken.
Und durch die Wasch·anlage fahren.
Als er zum ersten Mal kam, hatte er einen schwarzen Mercedes dabei.
Der glänzte. Musste nicht gewaschen werden. Fand ich.
Aber Mauro sagte, doch, der Mercedes muss unbedingt gewaschen werden.
Am nächsten Tag war Mauro wieder da. Am übernächsten Tag auch.
Die Firma hatte wohl viele Dienst·wagen. Auch ziemlich komische.
Einen uralten Opel und einen BMW, wo schon die Stoß·stange ganz schief war. Und einen Volvo mit Dellen überall.
Deshalb war Mauro fast jeden Tag da.
Später hat er mir erzählt, dass es eigentlich nur einen Dienst·wagen gab.
Den schicken Mercedes.
Die anderen Autos hatte er sich von seinen Freunden geliehen.
Weil er verknallt in mich war. Mauro also. Ich fand ihn nett.
Und süß mit dem ganzen Theater mit den alten Autos.
Und an einem Abend fuhr ich mit ihm in die Stadt.
Es war ein sehr schöner Abend. Mit viel Liebe für eine kurze Zeit.
Und so wurde ich schwanger mit Flitzi.
Das merkte ich aber erst ein paar Wochen später.
Da war Mauro schon weg.
Er musste zurück in seine Heimat. Obwohl er das gar nicht wollte.
Er war schon als Kind nach Deutschland gekommen.
Er kannte seine Heimat gar nicht. Abschieben nennt man das.
Mauro war weg, das Baby blieb.
Jetzt war ich eine Heimat für das Kind in meinem Bauch.
Ein Kind mit 17 ist nicht so easy.
„Jetzt sitzt du hier fest im Dorf“, hatte Dana zu mir gesagt,
„Schöne Scheiße!“
„Kannst du vielleicht mal was Positives sagen?“, fragte ich,
„Irgendwas, das mich aufmuntert?“
„Du wirst noch fetter werden“, sagte Dana.
„Was Positives!“, sagte ich.
„Du wirst nie wieder schlafen“, sagte Dana.
„Gib dir mal Mühe, verdammt“, sagte ich.
„Okeee“, sagte Dana und spuckte ihren Kaugummi aus,
„Das Baby wird ein Mädchen. Das ist schon mal gut.
Mädchen sind einfach besser.“
„Weiter“, sagte ich.
Dana zündete sich eine Zigarette an. An der Tank·stelle ist Rauchen verboten. Aber auf jeder Tank·säule steht ein Aschen·becher.
Unser Dorf hat seine eigenen Regeln.
„Also…“, sagte Dana, „ja, jetzt weiß ich was!
Das Baby wird dir Glück bringen. Wie so eine Winke-Katze…“
„Hä?“, fragte ich.
„Na, diese Winke-Katzen aus dem Asia-Shop. Die bringen Glück.
Dein Baby bringt auch Glück. Weil es ein Kind der Liebe ist!“
„Boah, bist du kitschig“, sagte ich. „Ich habe nur einmal mit Mauro geschlafen.“
„Aber aus Liebe!“, sagte Dana.
„Okay“, sagte ich, „aus Liebe.“
„Weiter“, sagte Dana, „Du wirst ein langes Leben haben.
Und immer in diesem Kack·dorf bleiben.
Irgend·wann kommt ein neuer Mauro an die Tank·stelle.
Mit dem machst du dann ein neues Kind.
Und das ist dann echt die große Liebe.
Ihr zieht in das Haus von deiner Oma und alles wird gut.
Du wirst steinalt. Irgendwann stirbst du.
Und dann bleibst du immer noch im Dorf.
Weil du auf unserem Kack-Friedhof begraben wirst.
Ich komme zu deiner Beerdigung. Ich bin dann auch schon steinalt.
Aber ich lebe in New York und bin steinreich geworden.
Deshalb komme ich mit meinem eigenen Hub·schrauber
und lande auf deinem Grab. Das ist das Ende von der Geschichte.“
„Danke“, sagte ich, „Jetzt weiß ich alles.
Ein Glück, dass ich eine Freundin wie dich habe.
Ich kann dich dann ja mal in New York besuchen kommen…“
„Du doch nicht“, sagte Dana, „Du verreist doch nie. Du bist ein Heim·scheißer. Immer schon gewesen. Die Welt muss immer zu dir kommen. So wie Mauro.
Du wirst hier nicht weg·gehen.“
Und dann schnippte sie ihre Zigarette weg.
Ein paar Monate später war Dana dann wirklich in New York.
Und ich hatte wirklich ein Baby. Und Dana hatte recht gehabt.
Es war ein Mädchen. Dana hatte weiter recht gehabt: Ich schlief niemals.
Das Baby war immer wach. Ich ging mit ihm spazieren. Tag und Nacht.
Zum Super·markt, zur Kirche, zur Tank·stelle.
Die Tank·stelle war das Beste.
An der Tank·stelle wurde Flitzi ruhig.
Das lag wahrscheinlich an den Geräuschen.
Das Brummen der Tank·säulen. Die Motoren der Autos.
Das Gerede der Leute.
Nach der Tank·stelle ging ich mit Flitzi zu Oma.
Oma hatte einen Schaukel·stuhl. Da setzte ich Oma rein.
Dann legte ich Flitzi in Omas Arm.
Oma fing an zu schaukeln. Und dann schlief Flitzi endlich.
Oma schaukelte und schaukelte.
Ich legte mich aufs Sofa dazu und schlief auch mal ein bisschen.
Nach einer Zeit wurde Flitzi wach. Sie meckerte.
Dann fing Oma an zu erzählen. Damit Flitzi weiter·schlief.
Oma redete und schaukelte. Ich hörte nur so halb zu.
Ich war echt fertig mit den Nerven.
Aber im Halb·schlaf bekam ich ein paar Sätze mit.
Oma erzählte Flitzi von der Heimat.
Die Heimat. Ich wusste alles davon.
Oma hatte nämlich schon mir von der Heimat erzählt. Als ich klein war.
Die Heimat von Oma ist in einem anderen Land.
Da hat Oma früher gelebt. Als sie noch jung war.
Die Heimat ist so schön, als würde man alle Insta·gram-Filter auf einmal drüber·legen.
In der Heimat von Oma war das Wetter immer gut.
Entweder es war heißer Sommer.
Und auf den Feldern wuchs goldenes Korn. Und es gab ein Ernte-Fest.
Oder es war tiefer Winter. Und man saß in der warmen Stube.
Und erzählte sich Geschichten.
In der Heimat gab es die Liebe.
Einen schönen Mann mit sanften Augen und freundlichen Händen.
Die Liebe war heimlich und aufregend. Es gab einen Kuss im Wald.
Und eine Nacht im Heu.
Und nach dieser Nacht gab es Krieg.
Der Krieg machte Schluss mit den Sommern und Wintern.
Es gab nur noch eine Jahres·zeit und die hieß Krieg.
Der Krieg holte die Männer. An die Front. Die Front ist eine dünne Linie.
Auf beiden Seiten stehen Soldaten und schießen sich tot.
So hatte mir Oma das damals erzählt. Und so erzählte sie es Flitzi.
Und Flitzi lag im Arm von Oma und schlief.
Weil Flitzi noch nichts wusste vom Tod. Weil Flitzi das Leben ist.
Vor dem Krieg gab es in der Heimat Liebes·briefe.
Und Briefe zum Geburtstag.
Die Briefe im Krieg waren anders. Darin stand dünn und kurz der Tod.
Ein Brief war für Oma. Der schöne Mann mit den sanften Augen war tot.
So wie viele andere. Auf beiden Seiten der Front-Linie.
Der Krieg war verloren. Und die Heimat.
Wir waren selber schuld, sagte Oma, und trotzdem war es schlimm.
Wir mussten weg aus der Heimat. Und so packte Oma einen Koffer.
Mitten in der Nacht ging sie los. Es war ein kalter Winter. Der biss sie in die Füße. Der Koffer war schwer. Darin war alles, was sie noch hatte.
Und das war nicht viel.
Ja, so war das mit der Heimat. Sagte Oma jetzt zu Flitzi.
Alles, was ich von der Heimat noch hatte, war in dem Koffer.
Aber auch der Koffer ging verloren. Und dann hatte ich gar nichts mehr.
Außer einem Geheimnis. In meinem Bauch war nämlich was Kleines.
Ein Kind. Von meinem Liebsten.
Dem schönen Mann mit den sanften Augen.
Und so kam doch etwas aus der Heimat mit mir.
Oma schaukelte weiter, aber Flitzi hatte jetzt ausgeschlafen.
Sie hatte gute Laune. Sie sah Oma von unten an.
Und Oma lächelte und guckte dann zu mir und sagte:
So ist das in unserer Familie nun mal. Wir haben kurze Lieben.
Die Männer verschwinden. Die Kinder bleiben.
Wir Frauen machen weiter.
So war es bei mir. So ist es bei dir.
Und jetzt gibt es dieses kleine Mädchen.
So geht es auf der Welt. Und trotzdem. Die Heimat vergisst man nie.
Und wenn ich sterbe, begrabt mich in Heimat-Erde.
Das war immer das Ende der Geschichte.
Ich stand vom Sofa auf und nahm Flitzi von Omas Schoß.
Dann legte ich Flitzi wieder in den Kinder·wagen
und ging die nächste Runde durchs Dorf.
Flitzi war gut gelaunt nach den Besuchen bei Oma.
Sie gluckerte und quietschte vor sich hin.
Und ich dachte noch an Oma und ihre Heimat-Geschichte.
Und an die Frauen in meiner Familie.
Mit kurzen Lieben und Babys, die heimlich kommen.
Es war ein gutes Gefühl. Diese Familie ist meine Heimat.
Da komme ich her und da gehöre ich hin.
Dieses Dorf ist mein Zuhause. Ich kenne es so gut:
Ich könnte mit verbundenen Augen von der Kirche zur Tank·stelle laufen.
Ich weiß, wie es riecht, kurz bevor es Regen gibt.
Und wo ich Rad·fahren gelernt habe.
Und wie man aufs Dach vom Super·markt klettert,
ohne dass es jemand merkt.
Da kann Dana in New York sagen, was sie will. Kack-Dorf hin oder her.
Das Kack-Dorf ist meine Heimat.
Ich will nie einen Koffer packen müssen. Ich will nicht weg.
Ich will hier bleiben.
Und jetzt stehe ich hier mit Flitzi und wir winken.
Flitzi ist jetzt 4 und Oma 99.
Den Spruch mit der Heimat-Erde habe ich von Oma schon tausend Mal gehört.
Gib mir mal das Salz.
Hilf mir mal mit den Schuhen.
Begrabt mich in Heimat-Erde.
Warum fragt Flitzi gerade heute, was Heimat-Erde ist?
Und warum gebe ich Oma das Salz und helfe ihr mit den Schuhen
und sage bei dem anderen nur jaja?
Wenn ich mal tot bin,
will ich ganz sicher nicht in New York begraben sein.
Also, falls ich dann überhaupt noch was will. Aber man weiß ja nie.
Zu Hause holte ich Flitzi aus dem Fahrrad·sitz.
Flitzi lief in ihr Zimmer und machte sich ein Hör·spiel an.
Ich setzte mich an den Lap·top.
Und guckte mir zum ersten Mal Omas Heimat an. Mit Google Earth.
Ich tippte den Namen von Omas altem Dorf in die Such·leiste.
Auf dem Bild·schirm von meinem Lap·top drehte sich jetzt die Erde,
dann blieb sie stehen. Dann flog ich vom Himmel nach unten.
Da waren die Felder, von denen Oma erzählt hatte.
Da war der Wald, wo es den ersten Kuss gab. Da war das kleine Dorf.
Es sah schön aus dort, fand ich.
Also so schön, wie es aus·sehen kann auf einem Foto von oben.
Ich überlegte. Oma war nie wieder dort gewesen.
Erst war es verboten und dann war sie alt.
Und sie hatte Angst vor dem Schmerz.
Sie sagte, sie würde das nicht nochmal schaffen.
Nicht noch·mal dort sein und wieder weg müssen.
Sie hätte die Heimat jetzt im Herzen.
Aber ich. Ich könnte. Ich würde das schaffen.
Es wäre auch gar nicht so weit.
Früher gab es keine Autos und keine Flug·zeuge und keine schnellen Züge.
Aber jetzt. Zehn Stunden mit dem Auto. Das würde schon gehen.
Vier Wochen später saßen wir im Auto. Dana und Flitzi und ich.
Dana war gerade aus New York zurück gekommen.
Nur zu Besuch natürlich.
Sie wollte immer noch stein·reich und berühmt werden.
Und dafür ist New York einfach besser als unser Dorf. Das sehe ich ein.
Aber Dana ist auch meine beste Freundin.
Und deshalb saßen wir jetzt zu dritt im Auto.
Das Auto hatte uns Manni geliehen. Manni gehört die Tank·stelle.
Er hat immer ein Auto übrig, das er gerade repariert oder verkauft oder eben ausleiht.
„Du bist echt total bescheuert“, sagte Dana zu mir,
„Wegen ein bisschen Erde 970 Kilometer weit fahren.“
„Das ist Eimer-Erde! Die gibt’s hier nicht!“, rief Flitzi von hinten.
„Und ich will Oma eingraben. Sonst macht das nämlich ein Begraber.
Und ich darf nur traurig sein und sonst gar nix.“
„Ihr habt doch echt einen Knall“, sagte Dana wieder.
„Du auch“, sagte ich zu Dana, „weil du mitkommst“ und dann lachte ich.
„Na, ich kann doch meine beste Freundin nicht alleine fahren lassen.
Wenn du schon ein einziges Mal verreist“, sagte Dana zu mir.
„Ich verreise ja gar nicht“, sagte ich,
„ich fahre in die Heimat, das ist was Anderes.“
Aber Dana tippte sich nur an die Stirn und zeigte mir einen Vogel.
Wir fanden Omas Dorf. Wir fanden sogar Omas Haus.
Da lebten natürlich andere Leute.
Die waren misstrauisch. Was wir da wollten.
Dana redete mit dem Sohn der Familie.
Erklärte die Sache mit der Heimat-Erde.
Und dass wir einen Eimer davon mitnehmen wollten.
Flitzi hatte Gummi·stiefel an und eine Schaufel dabei.
Und dann machten wir den Eimer voll.
Dana redete weiter mit dem Sohn der Familie. Obwohl alles geklärt war.
Als wir fertig waren, meinte sie: „Das ist Marek.
Er sagt, wir können über Nacht bleiben. Das wäre kein Problem.
Du bist doch sicher müde. Wir können zusammen was essen.“
Ich sah Dana an und sagte: „Aber wir haben doch das Hotel·zimmer.“
Aber Dana sagte: „Das können wir stornieren.
Hier ist es doch viel netter, nicht wahr?“ Und dann lachte sie Marek an.
Und ich wusste: Die schnellen Lieben gibt’s nicht nur in meiner Familie.
Wir blieben dann eine ganze Woche. Dana und Marek waren verliebt.
Flitzi und ich guckten uns Omas Heimat an.
Wir schickten ihr Fotos mit dem Handy.
Von ihrem Hof und den Feldern und dem Wald.
Und ein Video von Flitzi mit dem Eimer, wie sie sagt:
„Eimer-Erde, Oma, wir bringen dir Eimer-Erde.
Du brauchst aber nicht gleich sterben!“
Dann fuhren wir zurück. Wir brachten den Eimer zu Oma.
Sie steckte ihre Hand hinein.
Sie zerrieb die Erde zwischen den Fingern.
Sie roch daran mit geschlossenen Augen.
Und sagte: „Ja, das ist meine Heimat-Erde, so schwarz war sie nur bei uns.“
Sollen wir dich jetzt mal begraben? Nur so zur Probe?, fragte Flitzi.
„Nee“, sagte Oma, „lass mal. Ich werde erstmal 100.
Und in die Erde tun wir Kartoffeln.
Wirst sehen, die wachsen auch im Eimer.
In Heimat-Erde wächst alles besonders gut. Kartoffeln und Kinder.
Und wenn ich dann wirklich mal sterbe, dann begrabt ihr mich eben mit einer Kartoffel.“
Und Oma behielt recht.
Unsere drei Kartoffeln wuchsen in dem Eimer wie verrückt.
Dass ich zur Sicherheit ein bisschen Dünger aus unserem Dorf-Super·markt dazu getan hatte, muss ja keiner wissen.