Wortweg, Finale Bonner Literaturpreis, Veröffentlicht in "Dichtungsring 46" und in "Berlin und Anderswo",
ISBN 978 -3- 00 - 055061 -4
WORTWEG
Zertifikat Integrationskurs: Ziel des Integrationskurses ist es, dass Sie erfolgreich am Abschlusstest teilnehmen. Wenn Sie die Sprachprüfung auf der Stufe B1 und den Test "Leben in Deutschland" bestehen, haben Sie erfolgreich am Abschlusstest teilgenommen und erhalten das "Zertifikat Integrationskurs". (bamf - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Willkommen in Deutschland - Informationen für Zuwanderinnen und Zuwanderer)
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“
„Wir wiederholen: Im Supermarkt. Was wollen wir kaufen?“
„Ich möchte gerne Käse kaufen.“
„Sehr schön.“
„Ich möchte gerne ein Apfel kaufen.“
„Einen Apfel, sehr schön.“
„Ich möchte gerne einen Apfel kaufen.“ - „Ich möchte gerne Liter Milch kaufen.“
„Einen Liter Milch, sehr gut.“
„Ich möchte gerne ein Liter Milch kaufen.“
„Einen Liter.“
„Ich möchte gerne einen Liter Milch kaufen.“
„Genau, wunderbar.“
Ich möchte. Ich möchte gerne. Ich möchte gerne eine Kalaschnikow kaufen. Ich möchte gerne einen Kopf wegblasen. Wessen Kopf möchte ich wegblasen? Ich möchte gerne einen Kopf eines Mörders meines Vaters wegblasen. Waren es viele Mörder? Nein, nur einer. Dann muss ich sagen: Ich möchte gerne den Kopf des Mörders meines Vaters wegblasen. Sehr schön.
„Was wollen wir noch haben?“
„Ich möchte gerne Zeitung haben.“
„Die Zeitung?“
„Ja, ich möchte gerne die Zeitung haben.“
„Brauchen Sie eine Tüte?“
„Ja, ich brauche gerne eine Tüte haben.“
„Ohne gerne und haben, mit bitte.“
„Ich brauche eine Tüte, bitte.“
„Prima.“
Ich möchte keine Zeitung haben. In der Zeitung steht nichts vom Mord an meinem Vater. Ich möchte eine Tüte haben. Dann muss ich nicht alles einzeln tragen. Ich möchte zehn Tüten haben, bitte.
„Das kostet zehn Euro.“
„Bitte, hier ist das Geld.“
„Sie kriegen noch etwas zurück.“
„Danke.“
Es kostet mehr als zehn Euro. Es kostet alles. Ich kriege nichts zurück.
„Wir sind zu Hause. Wir kochen. Was tun wir?“
„Ich stelle einen Topf auf den Ofen.“
„Nein, ein Ofen ist zum Backen. Ich stelle einen Topf auf den Herd.“
„Ich stelle einen Topf auf den Herd.“- „Ich nehme ein Messer.“
„Gut.“
„Ich Fleisch mache klein.“
„Ich schneide das Fleisch klein.“
„Ich schneide Fleisch klein.“
„Das geht auch.“
Der Mörder meines Vaters hat den Topf von dem Feuer herunter geworfen. Der Mörder meines Vaters hatte eine Machete dabei. Der Mörder meines Vaters hat das Fleisch meines Vaters klein geschnitten.
„Was wollen wir jetzt tun?“
„Wir wollen essen.“
„Und was noch?“
„Wir wollen den Tisch stellen.“
„Wir wollen den Tisch decken.“
„Wir wollen den Tisch decken.“
Wir wollten auch essen. Ich war krank. Ich lag auf einer Matte. Meine Mutter hat den Stein auf die Glut gelegt. Meine Schwester hat den Teig geknetet. Mein Vater ist vom Feld gekommen. Meine Mutter hat die Ziege gemolken. Meine Schwester hat die Milch der Ziege über dem Feuer gewärmt. Meine Mutter hat dem Baby die Brust gegeben. Wir hatten keinen Tisch. Unser Tisch war die Erde. Darauf lag ein Tuch. Auf dem Tuch stand eine Schale.
„Wer ist beim Essen dabei?“
„Vater, Mutter, Kinder.“
„Wir haben heute einen Gast.“
„Herzlich willkommen!“
„Möchtest Du zum Essen etwas trinken?“
„Ja, gerne!“
„Möchtest Du Wein trinken?“
„Nein danke, für mich nur Wasser.“
„Was möchtest Du haben?“
„Ich will gerne Reis.“
„Bitteschön.“
„Danke sehr.“
Unser Essen ist fertig. Alle sind da. Vater, Mutter, Kinder. Draußen Lärm. Es kommt ein Gast. Wir sagen nicht „Willkommen!“. Er will nicht essen. Er will nicht trinken.
„Das Ich-Du-Er-Sie-Es-Spiel: Wer fängt an?“
„Ich: Ich kaufe ein.“
„Du nimmst den Korb.“
„Er legt einen Apfel in den Wagen.“
„Wir gehen zur Kasse.“
„Ihr steht hinter mir.“
„Sie fahren mit dem Bus nach Hause.“
Ich liege auf der Matte. Du wirfst eine Decke über mich. Er mordet. Wir sind eine Familie. Ihr sterbt. Sie sind alle tot.
„Das Essen ist zu Ende. Wir räumen den Tisch ab.“
„Trag Teller in Küche.“
„Nein. Trägst Du bitte die Teller in die Küche?“
„Tragst Du Teller bitte in der Küche?“
„Fast. Jemand anderes? Ja, bitte!“
„Tragst Du bitte Teller in die Küche?“
„In Ordnung. Nächstes Mal machen wir das genauer.“
Das Essen ist zu Ende. Ich trage die Schwester weg. Ich trage das Baby weg. Ich trage die Mutter weg. Ich trage den Vater weg. Seine Stücke.
„Wir waschen ab.“
„Ich wasche die Töpfe ab.“
„Das Messer darf nicht in die Spülmaschine.“
„Das Tischtuch ist schmutzig geworden.“
„Ich werfe es in die Waschmaschine.“
Ich wasche mich ab. Ich bin schmutzig geworden. Ich werfe mich in den Fluss.
„Die Stunde ist um. Wir sehen uns in einer Woche zum Test. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Das ist eine große Chance, wirklich hier anzukommen.“
„Vielen Dank.“